Woche der Klimaanpassung

Nach unserem Verständnis ist Klimaanpassung ein Ansatz, unvermeidbare, zukünftige und bereits eingetretene Folgen des Klimawandels abzumildern und Schäden abzuwenden. Es geht also um eine Form von Adaption. Als PlanerInnen haben wir nicht nur die Chance, sondern auch die Verantwortung, im positiven Sinne Einfluss auf unsere gebaute Umwelt zu nehmen. So zum Beispiel, um unsere Städte an die neuen klimatischen Anforderungen durch den Klimawandel anzupassen. Als zentralen Aspekt erachten wir dabei die Reduzierung des Flächenverbrauchs, zum Beispiel durch Aktivierung und Weiternutzung des Bestands sowie suffiziente Bauweisen. Strategien, die wir in unseren Entwürfen anwenden sind multikodierte Freiräume sowie multikodierte gebaute Räume.

Maßnahmen zur Klimaanpassung

 

Unter multikodierten Freiräumen verstehen wir, dass öffentliche Räume als Orte für verschiedene Nutzungen betrachtet werden. Außerdem versuchen wir Infrastruktur über Nature-Based-Solutions (NBS) zu integrieren und Ressourcen, wie Vegetation, Sonneneinstrahlung, Wind und Wasser weiterzunutzen. Unter multikodierten gebauten Räumen wiederum verstehen wir, flexible Räume mit großzügigen Höhen, Rasterstrukturen und leicht ergänzbaren Formen zu planen, die mehrere Nutzungen erlauben.
Weniger komplexe und lokale Maßnahmen, die wir berücksichtigen sind zum Beispiel der Erhalt von Baumbestand, außenliegender Sonnenschutz, klima- und standortoptimierte Gebäudeformen, begrünte Fassaden und Dächer sowie Verwendung heller Farben für Fassade und Bodenbeläge im Außenraum.

Bilder: Zooey Braun / Dachterasse: asp Architekten

Transfomation eines Modehauses

 

Die Transformation des früheren Modehauses Breitling am Stuttgarter Marktplatz in das Haus des Tourismus ist insofern ein gelungenes Beispiel für Klimaanpassung, als es dem obersten Credo – keine weiteren Flächen zu versiegeln und den Bestand weiterzunutzen – in vorbildlicher Weise folgt. So wurde der konstruktive Bestand erhalten und, wo nötig, ertüchtigt.
Durch eine klare Öffnung zum Marktplatz und ein neues Programm mit einer Kombination aus Gastronomie, Tourismusinformation und Arbeitswelten ist ein lebendiger Stadtbaustein entstanden, der dem Ort eine neue Bedeutung verleiht und durch seine vielfältige Nutzung rund um die Uhr genutzt wird.
Im Sinne der Klimaanpassung wurden alle Fassadenoberflächen in hellen Farben gehalten und der Anteil an Fenstern weitestgehend reduziert. An der Fassade, die zum Marktplatz hingerichtet ist, wurden hierfür Brüstungen angebracht. Vorhandene Fensterflächen haben einen Rahmen erhalten, der als konstruktiver Sonnenschutz fungiert. Um auch im Außenraum Verschattung zu ermöglichen, wurde im EG eine auskragende Fassade realisiert und im Dachgeschoss eine Pergola angebracht. Die Dächer des Gebäudes wurden mit Gründächern ausgestattet, die nicht nur zur Regenwasserrückhaltung und Gebäudekühlung beitragen, sondern auch die Biodiversität fördern und das Mikroklima verbessern.

Rückeroberung des Stadtraums B14

 

Klimaanpassung spielt für uns nicht nur im Hochbau, sondern auch im Städtebau eine wichtige Rolle. Angesichts der Folgen des Klimawandels wird es hier immer wichtiger, im Stadtraum kühle Orte zu schaffen, robuste Infrastrukturen auszubauen, die auf Starkregenereignisse reagieren können, und die ökologische Vielfalt zu stärken.
Daher ist die Rahmenplanung zur Transformation der B14 in Stuttgart für uns von Anfang an nicht nur ein Projekt, bei dem es um Fragen der Mobilität geht. Es geht vor allen Dingen auch um Klimaanpassung. Darum, wie wir den Stadtraum B14 zu einem – auch in Zukunft – lebenswerten Ort umgestalten können.
Auch hier ist eines unserer großen Anliegen, die Ressourcen in den Blick zu nehmen. So sollen beispielsweise bestehende Infrastrukturbauten erhalten und weiterentwickelt werden. Freiwerdende Unterführungen sollen in Teilen für Regenrückhaltebecken und Rigolen umgenutzt werden. Überhaupt soll Regenwasser weitgehend im Kreislauf gehalten und pflanzenverfügbar gemacht werden. Auch sieht unsere Planung vor, ortsspezifische Potenziale zu nutzen, indem beispielsweise breite Stadträume zu wirksamen Klimaschneisen weiterentwickelt werden.

Kühle Orte wiederum wollen wir über multicodierte Flächen, durchgehend verschattete Geh- und Radwege, Entsiegeln von Flächen, Unterstützung von Kaltluftstrom sowie Durchlüftung in Tallängsrichtung schaffen. Um die ökologische Vielfalt zu stärken, sieht die Planung verschiedene Gehölze und Vegetation sowie eine Stadtwildnis mit Klimabäumen nach GALK vor.
Über allem steht dabei jedoch das große Anliegen, gemeinsam zu akklimatisieren. Das heißt, das Projekt ist als Gestaltung für und MIT Menschen gedacht. Die Bedürfnisse hinsichtlich des Städtebaus, Freiraums und Verkehrs sollen zum Beispiel im Rahmen der bevorstehenden Öffentlichkeitsbeteiligung gemeinsam ausgehandelt werden, um Qualität und Akzeptanz zu fördern und die unterschiedlichen Bedürfnisse in die Lösungen integrieren zu können.

Bilder: asp Architekten