Zukunftsweisendes Stadtquartier für Augsburg

Das 14,5 Hektar große Areal rund um die Carl-Schurz-Straße in Augsburg-Kriegshaber umfasst die ehemals unter US-Besatzung erbaute Siedlung „Centerville-Nord“ und die zentrale Freifläche „Weltwiese“. Eben hier wird künftig ein neues, zukunftsfähiges Stadtquartier mit rund 1.200 Wohneinheiten entstehen.

Städtebauliches Konzept
Zentrale Idee des Konzepts ist die Grünverknüpfung des Reeseparks und des Osterfeldparks, die durch das Stadtquartier „Centrville-Nord“ führt. Diese großzügige Freiraumverbindung trifft in der Quartiersmitte auf die Weltwiese – das grüne Zentrum des Areals. Ergänzt wird das Konzept der Grünverknüpfung durch einen autoarmen Boulevard, der die sich um die Weltwiese gliedernden Nachbarschaften verbindet. An drei Punkten ändert der Boulevard seine Richtung um neunzig Grad. Hier entstehen Platzsituationen, die von Mobilitätshubs und Nicht-Wohnnutzungen bespielt werden und das soziale Miteinander der BewohnerInnen fördern.

Mobilitätshubs fangen den motorisierten Individualverkehr an den Quartierseingängen ab. Die Lärmemissionen der Bürgermeister-Ackermann-Straße werden im südlichen Bereich von einer robusten Schallschutztypologie abgefangen, die durch langgezogene Baukörper ruhige Wohnstandorte im Inneren des Areals ermöglichen.

Klare Bockstrukturen mit geradlinig gesetzten Baukörpern prägen das Erscheinungsbild innerhalb der Nachbarschaften. In Richtung Grünverbindungen und Weltwiese lockert sich die Bebauung auf und schafft einen harmonischen Übergang von Siedlung und Freiraum. Fluchten und Linien des Bestands und der umliegenden Strukturen fließen in das Gesamtbild mit ein. Eine gute Durchmischung unterschiedlicher Wohnungsgrößen bildet die Grundlage für ein lebendiges Stadtquartier. Ein Wohnungsmix aus frei finanziertem und gefördertem Wohnungsbau ermöglicht eine gute soziale Durchmischung. Angebote für Studentisches Wohnen, Kinderbetreuung und SeniorInnenwohnen ergänzen das Angebot.

Behutsame Entwicklung
Die besondere Qualität der Entwicklungsstrategie ist, dass die BewohnerInnen während der Bau- und Umsetzungsphasen in der Siedlung verbleiben können. Ermöglicht wird dies durch eine vier Phasen umfassende Quartiersentwicklung, die mit drei Baukörpern südlich der Reihenhäuser auf der Weltwiese, dem Hybrid aus Jugendtreff, Multifunktionsraum und Wohnen sowie dem Sonderbaustein Studentisches Wohnen beginnt.

In Phase zwei werden zwei Zeilen im Nordwesten des Plangebiets zurückgebaut und Platz für einen Mobilitätshub Energie geschaffen. Neben der Parkierung ist hier auch die Energiezentrale untergebracht. So wird die Energieversorgung des Quartiers zeitig sichergestellt und der Stellplatzbedarf gedeckt.

In Bauphase drei ist der Abbruch der südwestlichen Zeilen vorgesehen; Grundlage für die Nachbarschaft um den Sport-Mobilitätshub. Zuerst wird die Lärmschutzbebauung errichtet, um im Inneren des Quartiers ruhige Wohnverhältnisse zu schaffen. Nachfolgend ersetzt die Nachbarschaft um den Gardening-Mobilitätshub die Bestandsgebäude im Südwesten des Plangebiets. Eine Kita, umgeben von historisch gewachsenem Baumbestand, erhöht die Standortattraktivität für Familien mit Kleinkindern. Im letzten Bauabschnitt wird das Quartier in westlicher Richtung an eine weitere Nachbarschaft und die in Richtung Norden angrenzenden Wohngebiete angeschlossen.

Klima, Grünvernetzung und Freiraum
Die Qualität von Begegnungs- und Erholungsräumen steht im Vordergrund. Ein robustes Netz aus Grünräumen durchzieht das Quartier, verbindet es mit dem umliegenden Landschaftsraum und schafft Orte für Begegnung, Austausch und Aneignung. Differenzierte Freiräume – Grünverbindungen, Weltwiese, Quartiersplätze, Rigolen, Gartenterrassen und durchgrünte Dachflächen – bieten den BewohnerInnen und angrenzenden Nachbarschaften ein vielfältiges Angebot und stärken die Identität des Areals. Diese Flächen sorgen für einen geringeren Versiegelungsgrad und eine effiziente blaugrüne Infrastruktur; ein wichtiger Baustein in der klimagerechten Stadtentwicklung. Wertvoller Baumbestand entlang des neuen Carl-Schurz-Boulevards wird integriert und schafft Identifikation.

Wassersensibles Quartier und Grünstruktur
Ein wichtiger Baustein eines zukunftsfähigen Stadtquartiers ist der adäquate Umgang mit anfallendem Regenwasser, der den Abfluss in die Kanalisation reduziert, die Kühlung des Quartierts fördert und die Vegetation bewässert. Begrünte Dächer halten den Niederschlag für bestimmte Zeit zurück und reduzieren bei Sonneneinstrahlung die Temperatur der Gebäudehülle. Grünflächen, Mulden und Retentionsbecken ermöglichen die Rückhaltung und Verdunstung des Regenwassers im Öffentlichen Raum. Grauwasser wird innerhalb wie außerhalb des Gebäudes wie beispielweise für die Bewässerung des öffentlichen Grüns verwendet.

Anbindung, Erschließung und Mobilität
Nachhaltige Mobilität braucht einen attraktiven Anschluss an den Umweltverbund. Ein engmaschiges Fuß- und Radwegenetz verbindet das Quartier mit den Einrichtungen des täglichen Bedarfs, der Innenstadt und umliegenden Naherholungsgebieten. Parkierungsanlagen an den Quartierseingängen ermöglichen autoarme Nachbarschaften mit hoher Aufenthalts- und Wohnqualität. Aufstellflächen für Anlieferung, Müll und Rettung ordnen den öffentlichen Raum. Den Mobilitätszentren angeschlossene Logistik- und KEP-Zentren fangen den Großteil der Warenströme an den Quartierseingängen ab. Emissionsfreie Transportmittel übernehmen die Warenannahme und Auslieferung. Neben Parkierungs- und Logistikfunktionen und Angeboten für Car- und Bikesharing entsteht im Tiefgeschoss des nördlichen Mobilitätshubs die Energiezentrale, die das nachbarschaftseigene Smart-Grid-System steuert. Ein integriertes Center für Tausch, Recycling und Reparatur ermöglicht die Rückführung von Waren und Produkten in den Stoffstromkreislauf.

Zirkulär und ressourcenschonend
Bauteile und -materialien aus dem Abbruch sollen im Sinne des Zirkulären Bauens weitestgehend weiter- oder wiederverwendet werden. Darüber hinaus ist der Einsatz ressourcenschonender und leicht rückbaubarer Materialien wie Holz, Lehm oder Beton vorgesehen. Mechanische Lüftungs- und Kühlungssysteme senken den Energiebedarf der Gebäude. Für alle Baukörper sind Photovoltaikanlagen sowie intensiv und extensiv genutzte Gründächer vorgeschrieben.

Projektinformation

Name: Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Realisierungswettbewerb Augsburg „Centerville-Nord“ / Weltwiese“

Ort: Augsburg

Projektart: Städtebaulicher und Realisierungswettbewerb

Fertigstellung: 2023

Planungspartner: Bäuerle Landschaftsarchitektur + Stadtplanung

Projektteam: Cem Arat, Hriday Bharaj, Philipp Maué, Jesus Martinez, Hassan Tosun, Markus Weismann

Visualisierungen: MokaStudio