Darmstadt weiterdenken

Die dynamische Wissenschaftsstadt Darmstadt steht als technologieorientierte Stadt mittlerer Größe für eine „Produktive Stadt“, für eine nachhaltige Wirtschaftskultur unter Einbeziehung von Handwerk und Gewerbe, hochtechnologische Industrieproduktion, Spitzenforschung, international vernetzte Wissenschaft und lokalen Handel. Dieses für Darmstadt typische Profil gilt es im Hinblick auf die Treiber urbaner Transformation wie Globalisierung, Digitalisierung, Werte- und Klimawandel im Sinne eines ganzheitlichen Zukunftsbildes weiterzuentwickeln.

Zusammen mit „Labor für urbane Orte und Prozesse“ haben wir in einem kooperativen Beteiligungsprozess, gesteuert von Urban Catalyst, Zukunftsideen für die „Wissenschafts- und Arbeitsstadt“ Darmstadt entwickelt. In fünf Bürgerforen wurde unserer Arbeit mit den Erkenntnissen aus den Arbeitsfeldern vier weiterer Teams verknüpft und mit den BürgerInnen diskutiert, um sie in die Entwicklungen des städtebaulichen Leitbildes aktiv einzubinden.

Forum I – Darmstadts Schätze
Die Idee der „Produktiven Stadt“ soll als neuer Strategieansatz und Leitbildentwurf der Stadtentwicklung zum Impulsgeber für einen intensiven Diskurs mit der Fachwelt, der Verwaltung und der Öffentlichkeit werden. Deshalb haben wir den BürgerInnen im Rahmen des ersten Forums die Leitfrage gestellt, wo sich prägende Milieus der Denker und Macher befinden und was wichtige Leuchtturmprojekte sind.

Forum II – Trends und Dynamiken
Das Profil von Darmstadt basiert auf mehreren zukunftsfähigen Leitbranchen. Diese resultieren aus der langen Tradition als Wissenschafts- und Technologiestandort, die sich auch in der Morphologie der Stadt abzeichnet. Derzeit präsentiert sich der Stadtraum zweigeteilt: Während sich im Westen Arbeitsstandorte konzentrieren, prägt die Wohnnutzung eine östlich gelegene Nord-Süd-Achse. Identifikationsträger und Wiedererkennungsmerkmale, wie Darmstadts Schätze, sind überwiegend in Wohnquartieren verortet und finden sich nur selten in Stadträumen des Arbeitens. Vor dem Hintergrund einer kontinuierlichen Arbeitsplatzzunahme stellt sich die Frage nach einem verfügbaren und vielfältigen Flächenangebot. Entwicklungen im Außenbereich stehen nicht zur Verfügung, der Bestand bietet jedoch räumliche wie funktionale Potenziale, die im zweiten Forum mit der Bürgerschaft diskutiert wurden

Forum III – Zukunftsbilder und Szenarien
Neue Zukunftsbilder für Darmstadt basieren auf der Leitidee, die funktionale wie räumliche Teilung zu überwinden. „Sternstadt“, „Ringstadt“ und „Regionalstadt“ zeigen unterschiedliche Entwicklungsrichtungen einer produktiven Stadt auf. Im dritten Bürgerforum standen die Zukunftsbilder und Szenarien für Darmstadt 2030+ zur Diskussion.
Die „Sternstadt“ stellt die Erhöhung städtebaulicher Dichte und urbaner Qualitäten im Bestand im Vordergrund. Der Schwerpunkt der räumlichen Entwicklung liegt in Form von Neuplanung, baulicher und/oder funktionaler Umstrukturierung oder Stadtraumaufwertung entlang ausgewählter Entwicklungskorridore. Die „Ringstadt“ übersetzt die Frage nach zukunftsfähiger Mobilität in die Entwicklung eines Rings aus Impulsräumen („Hubs“). Diese Hubs fungieren als Mobilitätsknotenpunkte sowie Ausgangs- bzw. Mittelpunkt stadträumlicher und funktionaler Quartiersentwicklungen. Die „Regionalstadt“ bettet die gesamtstädtische Entwicklung in den Kontext der wirtschaftsstarken Region ein, indem sie Entwicklungsschwerpunkte fokussiert.

Im Diskurs kristallisierte sich das Zukunftsbild der „Ringstadt“ als Favorit der anwesenden Bürgerschaft heraus. Das Konzept des räumlichen Entwicklungsrings mit Mobilitätsverknüpfungen stößt auf den größten Zuspruch.

Forum IV – Strategien und Schlüsselräume
Beim Abschlussforum im September 2018 wurden die Ergebnisse der kooperativen Arbeitsphase präsentiert. Der Schwerpunkt der Veranstaltung zum Masterplan-Prozess Darmstadt 2030+ lag in der Ausarbeitung von „Strategien und Schlüsselräumen“.
In einem begehbaren Modell präsentierten wir die Kernaussagen des Masterplans zum Arbeitsfeld „Wissenschafts- und Arbeitsstadt“ sowie die daraus resultierenden Strategien und Schlüsselräume. Aus der Zusammenführung der Ergebnisse der anderen Teams entstand ein multidimensionales und buntes Bild der Zukunft Darmstadts. Das begehbare Modell verdeutlichte auf anschauliche Weise die einzelnen Themenfelder, Synergien und Komplexität des Prozesses und fand Anklang bei der anwesenden Bürgerschaft. Ein spezielles Format der Jugendbeteiligung ermöglichte Schüler*innen Feedback zu geben und sich mit den Planungsteams auszutauschen.

In einem letzten Schritt werden durch Urban Catalyst Berlin die gesammelten Ergebnisse der Teams und der Beteiligungsprozesse in einem übergeordneten Masterplan zusammengeführt.

Projektinformation

Name: Darmstadt 2030+

Projektart: Kooperativer Beteiligungsprozess, gesteuert von Urban Catalyst

Ort: Darmstadt

Bauherr: Stadt Darmstadt

Jahr: 2018

Kooperationspartner: 711 lab Labor für urbane Orte und Prozesse

Projektteam: Jana Melber

Fotos / Visualisierungen: asp Architekten und 711 lab Labor für urbane Orte und Prozesse