Rückgewinnung der Stadtgeschichte

LGS ULM 2030 – die Transformation vom monofunktionalen Ingenieursbauwerk zum städtischen Lebensraum als Schlüssel des Konzepts. Mit der Landesgartenschau 2030 sollen in Ulm die Bauwerke der Bundesfestung wieder stärker im Stadtbild wahrgenommen und integriert, die Verkehrsdominanz entlang der B10 reduziert und die dadurch entstehenden Freiräume für den Rad- und Fußverkehr sowie für mehr Stadtgrün genutzt werden.
In ihrer heutigen Ausprägung ist die B10 in Ulm ein Erbe der „autogerechten Stadt“ der 1960er- und 1970er-Jahre und spiegelt dieses Leitbild nahezu in Reinform wider.

Sequenzen
Neben der Wiederherstellung der Wahrnehmbarkeit des linearen Glacisbauwerks der Bundesfestung und seiner Einbettung in eine lebendige Freiraumstruktur, wird eine Hauptaufgabe der Landesgartenschau in Ulm die Wiederherstellung der Querbeziehungen in Ost-Westrichtung sein. Analog dazu zeigt sich der Straßenraum der B10 nicht als eine gleichbleibend durchgängige Struktur, sondern als Abfolge von Sequenzen mit unterschiedlichen, spezifischen Qualitäten. Soll die Idee der Landesgartenschau gelingen, muss die Straße von einem monofunktionalen Ingenieursbauwerk in einen städtischen Lebensraum gewandelt werden.

Transformation
Ausgangspunkt des Gesamtkonzeptes sind die Freiraumfragmente der ehemaligen Festungsanlage, die – wie die Teile eines Puzzles – zusammengesetzt und zu einem ablesbaren und erlebbaren Gesamtraum verknüpft werden. Durch Zurücknehmen und Transformieren der Kfz-Verkehrsinfrastruktur und die Etablierung durchgehender, attraktiver Fuß- und Radverbindungen entsteht eine übergeordnete, verbindende (Freiraum-) Struktur sowie Raum für alternative, städtebauliche Entwicklungen. Die drei Hauptknotenpunkte, an denen in die verkehrliche Situation eingegriffen wird, sind das Blaubeurer Tor, die Mittelbastion und das Ehinger Tor.

Landesgartenschau 2030 als Prozess
Die Landesgartenschau beginnt für die Ulmer Bürgerschaft bereits vor ihrer Eröffnung 2030. Die Transformation der Straßeninfrastruktur nimmt hierbei eine Schlüsselstellung ein. Sie muss intensiv mit der Bürgerschaft diskutiert und ausgehandelt werden. Hierfür werden unterschiedliche Formate notwendig sein (Beteiligung, Experimente, Vorschauinterventionen, Baustelle/Schaustelle usw.). Übergeordnete Themen stehen im Spannungsfeld von alten Geschichtsfragmenten (Festung) und einem neuen Verständnis integrativer Planung, die die scheinbar widersprüchlichen Anforderungen von Verkehr und Zugänglichkeit, Wohnen und Gewerbe, Freiraumqualitäten und Klimaschutz mit Versorgungs- und sozialräumlichen Qualitäten verbindet.

Projektinformation

Name: Rahmenplan Landesgartenschau 2030 Ulm

Ort: Ulm

Projektart: Kollaborative Planungswerkstatt und Rahmenplanung 2020

Auftraggeber: Stadt Ulm

Fertigstellung: 02.2022

Planungspartner: Treibhaus Landschaftsarchitektur, StetePlanung

Projektteam: Jana Melber, Raphael Dietz und Christiana Weiß

Fotos / Visualisierungen: asp Architekten / Treibhaus Landschaftsarchitektur