
Nachhaltig und innovativ
In Rekordzeit von gerade einmal acht Monaten Bauzeit ist im NeckarPark die neue VfB Athletikhalle entstanden. Von außen suggeriert der ressourcenschonende Holzbau Bodenständigkeit, von innen bietet er einen hochmodernen Fokus- und Trainingsort für die Lizenzspieler des VfB Stuttgart.
Im NeckarPark, der Heimat des VfB Stuttgart, hat sich im vergangenen Jahr einiges getan. Nach der umfangreichen Modernisierung der MHP Arena im Zuge der UEFA 2024, wurde kürzlich in unmittelbarer Nachbarschaft auch die neue Athletikhalle fertiggestellt. Wo jahrelang in einer Interimslösung aus Containern trainiert wurde, präsentiert sich heute ein moderner Holzbau, der gestalterisch Bezug nimmt zum Nachwuchsleistungszentrum direkt nebenan.
Der VfB Stuttgart hatte sich ausdrücklich ein Gebäude gewünscht, das nachhaltig und in gewisser Weise rough und weniger prestigevoll erscheinen soll: Die Holzkonstruktion aus Fichte bleibt sichtbar, die Farbakzente nach außen reduziert. Durch einen hohen Vorfertigungsgrad ist es gelungen, den Leichtbau in Holzbauweise innerhalb weniger Monate zu errichten. Bei der Konstruktion wurde ein späterer Rückbau direkt mitberücksichtigt und großer Wert daraufgelegt, den Anteil ökologischer Baustoffe zu maximieren: Alle Materialien sind ressourcenschonend, trennbar und gesund. So wurden zum Beispiel die Zwischenräume mit Zellulose aus Altpapier gedämmt. Der Dämmstandrad geht dabei weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Das Dach wurde extensiv begrünt und mit PV-Modulen versehen. Unterstützt wird die Energieversorgung durch eine Wärmepumpe.
Von außen zeigt sich die Athletikhalle mit einer Fassade aus vorvergrauten Lamellen aus Lärche und außenliegendem Sonnenschutz. Je nach Blickwinkel und Tageslicht schimmern dahinter Fassadenbahnen in dunklem Rot durch – ein Bezug zu den roten, geschwungenen Lamellen des Nachwuchsleistungszentrums und den Vereinsfarben des VfB Stuttgart. Auch im Inneren zeigt sich viel Holz, wobei Sonderelemente aus rot durchgefärbten MDF-Platten und eine Betonwand, die gleichzeitig als Trainingselement fungiert, Akzente setzen.
Die Kubatur der Athletikhalle ist einfach gehalten und vermittelt zwischen den Höhensprüngen, die sich durch die Topographie ergeben. Der rechteckige Baukörper gliedert sich in zwei eher geschlossene Bereiche und eine transparente Mitte, die den Blick freigibt auf die Trainingsfelder direkt davor. Im linken Teil des Gebäudes befindet sich ein funktionaler Raum, auf der rechten Seite der sogenannte Höhenraum, in dem für spezielle Trainingseinheiten Sauerstoff reduziert und Wärme eingebracht werden können. Direkt darüber, gleich einer Empore, befindet sich der Yogaraum. Eine große, offene Fläche, die in großen Teilen der Regeneration vorbehalten ist. Untergebracht ist dort aber auch ein Skill-Court für Reaktions- und Schnelligkeitstrainings. Auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite wurde ein Büroraum für die Trainer angeordnet.
Im Obergeschoss wird durch großzügige Verglasungen der Blick in den Kraftraum freigegeben. Hier ist jede Menge Platz für Cardiotraining. Vollverglaste Wände ermöglichen auch hier Blickbeziehungen von innen nach außen und von außen nach innen, sodass der Bezug zwischen den Spielern auf den Trainingsfeldern und im Inneren des Gebäudes immer bestehen bleibt. Im Inneren reihen sich vor der Fensterfront Fahrräder, dahinter erstreckt sich eine 30 Meter lange Sprintstrecke aus schwarzem Kunstrasen. Eine große Holzstufe vermittelt zwischen den Höhenunterschieden, die sich durch die Topographie ergeben, und bietet den Spielern gleichzeitig eine Trainingsmöglichkeit.
Ähnlich der Farb- und Materialgestaltung, wurde auch das Lichtkonzept in einem eher rohen und industriellen Look gehalten. Im Cardiobereich wurden zum Beispiel Hallenstrahler angebracht, im Kraftraum sehr robust erscheinende Rohrleuchten, die die Sprintstrecke betonen. Um den reduzierten, einfachen Look der Athletikhalle zu unterstreichen, wurde darauf geachtet, die Technik in den Wänden oder Treppen zu integrieren. Ein weiterer Teil der Technik wurde im Keller untergebracht. Um Bodenaushub und Betonanteile zu minimieren, wurde das Gebäude jedoch nur teilunterkellert.
Projektinformation
Ort: Stuttgart
Projektart: Neubau
Fertigstellung: Dezember 2023
Bauherr: VfB Stuttgart 1893 AG
Projektteam: Ellen Henriques, Elif Kälberer, Ralph Stäcker, Sally Al-Ejeilat
Tragwerk: schlaich bergermann partner
Holzbau: Holzbau Schaible GmbH
Bilder: Zooey Braun